Trommelsteine
Kultiviert – dieser altmodische Begriff fällt mir bei dieser Geschichte ein, wo einer Antigone, Robert Musil und die Riefenstahl ganz ungeniert und erstaunlich unangestrengt zitiert, vor dem Hintergrund eines Familiendramas und – krimis mit SS-Vergangenheit und einer Umgebung, die jeder Klagenfurter kennt, weil das Ganze in dieser Stadt spielt, zwischen Kreuzbergl und den Ursulinen, wobei man sich dauernd fragt, wann? Das kann doch nicht die Gegenwart sein, die Atmosphäre dieser Familienmitglieder aus dem Großbürgertum klingt ganz nach Vergangenem, nach k. und k. Restbeständen, die nahtlos übergehen in die kollektive Hysterie des dritten Reiches und ihrer nichtbewältigen Nachkriegszeit – alles deutet darauf hin, wie lange dieses Verdrängen anhielt, bis heute, wo erst seit kurzem die Euthanasie-Verbrechen im LKH Klagenfurt bekannt wurden.
Dabei liest sich der Roman locker und leicht, wie gepflegte Unterhaltung und steigert seine Spannung – wie es sich für einen Krimi gehört – bis zum Schluß. Kultiviert – heißt auch: Schritt für Schritt brechen die Lebenslügen auf und zusammen… und münden wieder in einen Mord. Der Theatermensch Schmidauer macht sich hier bemerkbar, der Szene für Szene geschickt baut, alle Erwartungen unterläuft, immer wieder überrascht. Erstaunlich, hätte ihm das gar nicht zugetraut, der sich so gern als Witzbold gibt.